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Ein Römer im Autorenkreis - 29.06.2023

Claudius Paternus Clementianus

„Auf ins Römerland”, so titelte das Landsberger Tagblatt am 6. Juli 2023. Bayern will in einer großen Landesschau sein antikes Erbe präsentieren. Die Schwerpunkte liegen dabei auf den Städten Augusta Vindelicum, heute Augsburg, und Cambodunum, Kempten.

Für die Besucher der ersten Lesung von Alfred Platschka im Autorenkreis am 29. Juni ist das kein Neuland mehr, die römischen Namen der Orte spätestens jetzt vertraut, ja, man hatte sogar Einblick in die Geschichte von Abodiacum – Epfach, im Landkreis Landsberg bekommen. Moderator Roland Greißl hatte dazu auch den Gründer des Epfacher „Museum Abodiacum“, Klaus Fischer, eingeladen, der von dessen Anfängen erzählte.

1985 feierte Augsburg das Jubiläum seines Bestehens. Auf ihrem Feldzug vor genau 2000 Jahren dorthin waren die Römer auch durch Abodiacum gekommen. So fragte sich also der in Epfach ansässige Lehrer Klaus Fischer, ob er wohl mehr über die Geschichte dieses Ortes finden könnte. Die Idee eines Museums schwebte ihm vor, doch zunächst stand darin nur ein Modell des Lorenzberges mit seiner Kapelle, umgeben von einer Mauer. Dann stieß er in Augsburg auf den Namen Claudius Paternus Clementianus, der bis nach Klagenfurt gekommen war. Fischer fuhr also nach Klagenfurt und schaffte es, im Museum zwei gute Büstenkopien aus zermahlenem Marmor zu erhalten, von denen eine heute im Museum Abodiacum an der Hauptstraße in Epfach steht. Die zweite wurde im Augsburger römischen Museum gegen eine Kopie des dort verwahrten Epfacher Laufbahnsteins eingetauscht. In München fand er noch weitere interessante Exponate, und so wurde das kleine Museum in unserem Landkreis gut bestückt. 1986 fertigte man Festabzeichen in Münzform mit dem Profil des hier im Jahre 65 n. Chr. geborenen und weit gereisten Römers Claudius Paternus Clementianus an. Vorbild war besagte Büste, und so hat auch die Prägung eine lädierte Nasenspitze erhalten. Spuren der alten Römer fanden sich tatsächlich auch in Epfach noch: Beim Bau der Staustufe 1953 war man auf Pfeiler zweier Brücken aus Eichenholz mit Eisenspitze (Pfahlschuh) im Lech gestoßen; dendrochronologisch wurden sie auf 230 n. Chr. datiert.

Alfred Platschka, der in Klagenfurt geboren ist, hatte als 15-Jähriger bei einem Schulausflug im dortigen Museum die imposante Büste dieses Römers gesehen. Jahrzehnte später, in Igling wohnend, besuchte er das Epfacher Museum – und erkannte „seinen“ Claudius Paternus Clementianus sofort wieder. Der Lebenslauf dieses Mannes interessierte ihn umso mehr mit jedem Detail aus dessen Leben, das er daraufhin aufstöberte. Bald war der Entschluss gefasst, die vielen Informationen, die man unmöglich je in einen Vortrag pressen kann, in einem Buch auszubreiten, das seinen Namen trägt.

Wegen der Lücken, die sich nach so langer Zeit unweigerlich auftun, ist es eine historische Romanbiografie geworden. Interessant dabei ist, dass der Autor seine Hauptfigur Claudius Paternus von der ersten Seite an selbst sein Leben erzählen lässt. Dabei verwendet er die damals gebräuchlichen römischen Ortsnamen, erläutert sie aber bequem in vielen Fußnoten. Man kann sich so leicht selbst in jene Zeit versetzen, als Epfach ein wichtiger Knotenpunkt auf dem Weg von Venedig nach Augsburg und von Salzburg nach Bregenz war. Über Königsbrunn und Augsburg kam Claudius Paternus in militärischer Mission bis nach Holland und zurück über Günzburg auf der Donau nach Ungarn und in die Dakerkriege im heutigen Rumänien. Dort wechselte er in die politische Laufbahn und war als Finanz-Prokurator in Caesarea (Judäa), als Corales auf Sardinien, als Prokonsul in Karthago (Tunesien) und schließlich in Virunum/Norea (Maria Saal bei Klagenfurt) tätig. Dort entschloss er sich dazu, seinen Lebensabend im heimischen Epfach zu verbringen, wo er als gut Begüterter in unserer Region viel vorangebracht hat.

Dramatisch schildert der Autor die Anwesenheit eines Zeitzeugen des Protagonisten beim überraschenden Vulkanausbruch in Pompeji, als jener die Stadt unter sich begrub. Gladiatorenkämpfe mit exotischen Tieren, opulente Mahle und Dankesopfer im Tempel sind weitere Szenen in seinem Roman. Ergreifend ist der Rückblick, wie Claudius Paternus in Faimingen an der Donau eine junge wasserschöpfende Frau, seine erste Liebe, aus dem keltischen Stamm der Narisker kennenlernt und wie er später für seine Karriere schweren Herzens seine Kinder in der Obhut seiner Mutter zurücklassen musste.

Gedenksteine erinnern heute noch an den römischen Weltreisenden: Einen setzte er selbst für seine Mutter Claudia Clementi (der Vater hieß Paternus), einen weiteren stiftete seine Tochter für sein Grab und verewigte darauf seinen ungewöhnlich weiten und langen Lebensweg etwa bis ins Jahr 135 n. Chr. Grafische Übersichten, Karten und Abbildungen stützten in einem kurzen Lichtbildvortrag die Ausführungen von Alfred Platschka und gaben dem römischen Leben in unserem Landkreis und in Europa vor 2000 Jahren Kontur.

Im Herbst soll der Jahresausflug des Autorenkreises ins Epfacher Museum führen, wo der heutige Leiter Markus Martin mit einer kundigen Führung durch Raum und Zeit und auch auf den Lorenzberg weitere Details von der Festung im keltischen Abod und den Menschen jener Zeit preisgeben wird. Die Zuhörer an diesem Abend im Juni im Café FilmBühne werden dort gerne mit dabei sein.

Carmen B. Kraus


Fotos von Andrea und Roland Greißl, Alfred Platschka