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Im Klostereck - Der Freu(n)de-Tag - 11.4.2025

Literarischer Abend mit Nikolai Vogel,

Kilian Fitzpatrick und Ralph Hoy

Nikolai Vogel und Kilian Fitzpatrick (beide Verlag Black Ink), Moderator Thomas Glatz und Autor Ralph Hoy

Ein Gespräch mit einem früheren Klassenkameraden brachte Thomas Glatz auf die Idee zur „Freunde“- Lesung im Klostereck. Den beiden war aufgefallen, dass alle, die in den 80er Jahren für die Schülerzeitschrift „Mikroskop“ des Dominikus-Zimmermann-Gymnasiums in Landsberg gezeichnet haben, heute Bücher schreiben.

Harald Gilbers hat schon acht historische Kriminalromane um den Kommissar Oppenheimer bei Knaur veröffentlicht. Nikolai Vogel, der damals seine Qually-Comic-Strips in der Schülerzeitung veröffentlichte, ist Künstler und Schriftsteller, hat schon beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb gelesen, und betreibt mit Kilian Fitzpatrick seit 32 Jahren den Verlag Black Ink. Ralph Hoy hat gerade seinen ersten Roman „Zdenek“ über Schach und Verschwörungstheorien fertiggestellt.

War das Zufall oder herrschte ein besonderes Fluidum in den Redaktionsräumen des „Mikroskop“? Wie war das am anderen Landsberger Gymnasium, dem IKG, bei den Leuten, die sich für die Schülerzeitschrift „Virus“ engagiert haben? Diese Fragen stellte Moderator Thomas Glatz zu Anfang seinen Gästen. Man kramte in alten Erinnerungen, erging sich in allerhand Anekdoten und Schnurren, musste aber schließlich konstatieren, dass es eher Zufall war. Besonderes Fluidum: Fehlanzeige!

Thomas Glatz, der damals Lehrerkarikaturen und gesammelte Lehrersprüche beigesteuert hatte, gab hier eine kurze Kostprobe aus seinen „Kneipenphilosophien“ (Libelle Verlag), einer Sammlung von aufgeschnappten Nebentischgesprächen.

Nikolai Vogel, Thomas Glatz und Carmen Kraus (beide im Autorenkreis), Ralph Hoy und Kilian Fitzpatrick

Anschließend las Kilian Fitzpatrick seinen Anthologiebeitrag aus dem „Kneipenbuch München“ (Berlin Verlag), der im Trinkstüberl Balan spielt. Ein Gast sitzt dort jeden Abend bis weit nach Schankschluss an der gleichen Stelle des Tresens. Der Icherzähler witzelt, dass der Mann wohl verwunschen sei. Er überlegt, wie man ihn erlösen könne. Das glückt schließlich, was allerdings fatale Folgen hat.

Auch das Anfangskapitel aus Ralph Hoys noch unveröffentlichtem Roman „Zdenek“ ist in einer Stammkneipe angesiedelt, dem fiktiven „Final Solution“, in dem Zdenek und ein befreundeter Historiker allwöchentlich ihre Schachpartien zelebrieren – während draußen die Welt immer mehr aus den Fugen gerät, Verschwörungstheorien aufpoppen und die Realität immer mehr Science-Fiction-hafte Züge annimmt.

Abschließend las Nikolai Vogel Gedichte aus seinem „Notizbuch mit den Affen“ und erzählte, wie dieser Lyrikzyklus entstand. Mein lieber Schwan! Ein ganz famoser Gedichtband ist Nikolai Vogel da geglückt. Seine lyrischen Bilder sind feinsinnig und deutlich, so poetisch wie politisch. Und alles kurz und prägnant und wie aus einem Guss! Das muss man erst einmal so hinbekommen, denke ich neidvoll.

Aus dem „Notizbuch mit den Affen“ könnte ich abschließend zwei Gedichte zitieren! Wo habe ich das gestern Nacht nur hingelegt? Ein Gedichtzitat, dann noch einen abschließenden Satz, fertig ist der Bericht.

Und während ich hier sitze, schreibe, ändere, verwerfe und korrigiere, arbeiten andere an der Maschine, die das viel besser kann.

„Von den Affen lernen/ Heißt an den Bäumen hängen/ Heißt den Händen vertrauen/ Heißt sich schwingen lassen/ Heißt den aufrechten Gang/ Nicht zu übertreiben//“
„Während ich hier sitze/ Und dieses Gedicht schreibe/ Arbeiten andere an der Maschine/ Die das dann besser schreiben kann/ Also höre ich jetzt auf//“

(aus Nikolai Vogel: Das Notizbuch mit den Affen. Lyrik. Black Ink Verlag. 2024)


Ein Bericht von Thomas Glatz
Mit Fotos von Sigi Wiedemann