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Übersinnliches - 27.6.2025

Ein Thema zum Lächeln, Staunen, Gruseln

Am letzten Freitag im Juni wurde es übersinnlich im Autorenkreis. Moderatorin Martje Herzog aus Welden hatte das Übersinnliche ausgewählt für die Lesung im Café FilmBühne, weil es noch nie Thema bei einer Lesung war und sie sich für unerklärbare Phänomene interessierte. So stellte sie zur Einführung eine Auswahl unterschiedlicher Arten dieses reichhaltigen Gebiets vor. Beginnend beim parapsychologischen Institut in Freiburg über das Monroe-Institut in Amerika mit Nahtoderfahrungen über Präkognition und Telepathie bis hin zum Schamanismus. Sie war gespannt, was die neun Lesenden in ihren Texten mitgebracht hatten und sollte nicht enttäuscht werden.

Wie so oft im Autorenkreis war wieder eine breite Palette an Stilrichtungen und Themen geboten. Von düsteren Erzählungen über Morde rächende Hunde, Geisterfrauen und Beschwörungsrituale zu rhythmischer Musik, die Gedankenwelt eines Attentäters vor einer Amokfahrt mit dem Auto bis hin zu bewegende Gedichte, teils über Alleinsein und starke Gefühle, die Orakelbilder auslösen, teils humorvoll über einen Wahrsager, der die Steuerfahndung nicht vorhersehen konnte, bis hin zu solchen, die die Intelligenz der Tiere beschrieben, reichte das Angebot.

Hervorgehoben sei Gastleser Heiko D. Felbrici, der extra aus Aichstetten angereist war und für die Lesung in Landsberg übernachtete. Nach einer kurzen Vorstellung las er den Prolog seines Romans „Wer so sehr liebt, lebt oft gefährlich“, der zu Beginn der 1970er Jahre auf einer abgelegenen Alm am Hohen Ifen spielt. Zwei Waisengeschwister fristen dort ihr armes Dasein, bis eines Abends das Unglück erneut zuschlägt und ein Blitz ihr Haus trifft, was sie in die Flucht schlägt und eine naive inzestuöse Beziehung bei ihnen auslöst. Die Vorgeschichte endet mit dem Aussetzen des zweiten Kindes vor einer Haustür in Oberstdorf. Der packende Sprachstil zieht hinein in die fesselnde Handlung, so dass das Gehörte Lust auf mehr macht: Wird es im Roman um die Geschwister oder um die ausgesetzten Kinder gehen?

Die weiteren Lesenden sind, in alphabetischer Reihenfolge: Rudi Fichtl, Lore Kienzl, Barbara Koopmann, Carmen Kraus, Franz Oberhofer, Boris Schneider, Mirlo Verdad, Klaus Wuchner (Text gelesen von Barbara Koopmann).

Moderatorin Martje Herzog schloss den Abend mit einer freien Erzählung über das Erlebnis einer guten Freundin, die nach schweren Schicksalsschlägen und großen Zweifeln beim Beten im Wald zufällig ein tröstendes Amulett mit der Gravur „Gott macht keine Fehler“ fand, dass die Weldenerin den Anwesenden zeigte. Bei angeregten Gesprächen über Gott und die Welt im gastfreundlichen Café FilmBühne ging schließlich der überaus sinnliche Abend zu Ende.

Text von Boris Schneider

Foto von Sabine Gahbauer