Buchvorstellungen - 24.10.2025
Neuer Lesestoff aus dem Autorenkreis
Es mag wohl keine Autorin und keinen Autor geben, der nicht stolz und glücklich ist, wenn er ein eigenes neues Buch in den Händen hält. Die Lesung mit den Buchvorstellungen von Autoren des Landsberger Autorenkreises ist daher immer ein ganz besonderer Termin im Jahr. Entsprechend schick hatte sich Moderator Boris Schneider angezogen, als er am Abend des 24. Oktobers Schreibende und Gäste im Café FilmBühne, gleich neben dem Kino in Landsberg, begrüßte. In jedem Buch stecke immer ein kleines Stück des Herzens seines Schöpfers, leitete er den Abend ein. Eine Autorin und zwei Autoren hatten sich mit ihren Büchern angemeldet, die der Moderator den Anwesenden präsentierte und zur Einleitung jeweils den Klappentext und den ersten Satz des Werkes vorlas.
„Die Tote an der Günz“ von Heiko D. Felbrici
Der Autor aus Aichstetten ist zwar noch nicht lange Mitglied im Autorenkreis, hat sich dort aber schon gut etabliert. Mit seinem breiten Portfolio deckt er (mitunter in Mundart) Lyrik und Prosa ab und hat schon so manche Lesung mit seinen Vorträgen bereichert.
Wie man nach dem Titel seines neuen Werkes schon vermutet, handelt es sich bei „Die Tote an der Günz“ um einen Allgäu-Krimi, genauer einen Liebeskrimi, wie der Autor den Roman selbst vorstellte. Er habe den düsteren Seiten des Lebens etwas Schönes gegenüberstellen wollen. Auf 195 Seiten gehen die beiden Kriminalbeamten Antonius ‚Toni‘ Nothammer und Renate Wessler mit ihren beiden sehr unterschiedlichen neuen Mitarbeitern, Polly Newhard und Lutz Freiherr von Lengfeld, dem Verbrechen nach. Es ist nicht nur die Tote von der Günz, die sie schließlich auch ins Seniorenheim „Feierabend“ führen, in dem einiges im Argen zu liegen scheint.
Die gute Auswahl kurzer, stimmungsvoll vorgetragener Ausschnitte, gemischt mit erklärenden Passagen, ließ klar erkennen, dass es sich um einen spannenden Fall handelt. Mancher Zuhörer kaufte gleich ein Exemplar, weil er wissen wollte, wie es weiterging. Was kann eine bessere Werbung sein?
„Verwurzelt – Wo das Herz schlägt“ von Theresa Luisa Schermer
Die Autorin aus Geretshausen ist schon lange Mitglied im Landsberger Autorenkreis und mit ihrer fröhlichen, quirligen Art überall beliebt. Literarisch beherrscht auch sie sowohl Lyrik als auch Prosa. Buchstaben Leben einzuhauchen, das ist es, was sie beseelt, heißt es im Vorwort: Etwas zu hinterlassen, das von ihr zeugt – ein Echo ihrer Seele.
„Verwurzelt – Wo das Herz schlägt“ ist ihr drittes Werk. Es lässt sich nicht klar in eine einzige literarische Schublade stecken. Die unterschiedlichen Gedichte und Geschichten verbindet das Thema Heimat, das die Autorin schon seit ihrer Jugend beschäftigt. Für die aus Ungarn geflohene donauschwäbische Mutter wurde das Zielland Deutschland nie wirklich zur Heimat. Die Geschichten auf den 183 Seiten basieren auf eigenen Erfahrungen der Autorin, ihren Notizen gemäß den Erzählungen der Betroffenen und dazwischen ein wenig Fiktion. Sie sind inspiriert von wahren Begebenheiten, aber nicht als Dokumentation gedacht, sondern als literarische Annäherung an das Schicksal dieser Menschen.
Theresa Schermer las den Anfang der Geschichte „Verbrannte Erde“, mit der sie die Flucht ihrer Mutter Juliana Mack schilderte und die Zuhörenden ins Jahr 1944 mitnahm. Man spürte, dass die Autorin ihr Herzblut in diese Geschichte hatte fließen lassen. Die Grausamkeiten des Krieges wurden hier auf eine persönliche Ebene gehoben, die das Auditorium so mitnahm, dass im direkten Anschluss eine Diskussion aufflammte. Auch das kann nur als Empfehlung für dieses Werk verstanden werden.
„Ich liebe dich und andere Gedankenschrankenlosigkeiten“ von Gerwin Degmair
Der Autor aus Utting am Ammersee ist schon seit fünfzehn Jahren ein hochgeschätztes Mitglied des Landsberger Autorenkreises und hat beispielsweise im vergangenen Jahr den Autorenkreisausflug nach Augsburg organisiert. Sein Metier sind vor allem humorvolle Gedichte, obwohl er mitunter auch nachdenkliche Töne anschlagen kann.
„Ich liebe dich“ ist sein erstes Buch. Der Titel sei einer der kürzesten Sätze, trage aber eine tiefe Bedeutung – und mit Blick auf die Geschichte seiner Vor-Leserin fügte er noch hinzu, dass aus diesem Satz nur Frieden entstehen könne. Der Gedichtband soll der erste einer Reihe sein und deckt die Schaffensjahre bis 2008 ab. Auf 167 Seiten finden sich 122 Gedichte, die von wenigen Zeilen bis zu neun Seiten Länge reichen. Oft sind tierische Protagonisten Thema. So finden sich immer wieder Gedichte eines Gans-verliebten Erpels mit dem Titel „Ich liebe dich“, auch diese mit mehr oder weniger subtilem Humor. Der Autor selbst nennt seine Gedichte „kleine Per-Vers-itäten für alle Eventualitäten“.
Gerwin Degmair brachte die Zuhörenden mit einer gekonnt vorgetragenen Auswahl von zwölf Gedichten mit so klangvollen Titeln wie „D’Moral is hi!“ oder „Quark im Park“ ein ums andere Mal zum Schmunzeln. Zum Abschluss wurde sogar noch als Zugabe der ebenfalls sehr humorvoll verfasste Lebenslauf gewünscht. Was soll ich sagen? Für ein lustiges Buch erscheint mir die Forderung nach einer Zugabe als beste Reklame.
Marianne Porsche-Rohrer, die natürlich wieder ein Buch herausgebracht hat, war leider genau zu diesem Termin gesundheitlich verhindert und Thomas Glatz konnte sein im Druckprozess stecken gebliebenes Buch hier nur avisieren. Die nächste Lesung im Autorenkreis am 21. November dürfte diese Nachträge ans Licht bringen. Ein reicher Ernteherbst geht wieder in den Winter über, der den Lesenden mit reichlich Mußestunden entgegenkommt.
Text und Fotos von Boris Schneider