Freie Lesung Mut! - 24.1.2025
Den Ängsten Mut entgegensetzen
Zur ersten Lesung 2025 begrüßte Moderator Roland Greißl im Café FilmBühne. Mit seinem Hinweis, dass die globalen Ereignisse der letzten Jahre unsere Gesellschaft auf nie gekannte Weise gespaltet haben, kam er gleich zum Thema. Corona-Krise, der Ukraine- und der Gaza-Krieg und gewalttätige Immigranten, die das Asylrecht missbrauchen, haben uns vielfach tief bewegt. Nun gelte es, mutig den eigenen Verstand zu gebrauchen und gegen einen gefährlichen Rechtsruck Stellung zu beziehen.
Die vom Los bestimmte Reihe der Lesenden eröffnete Lore Kienzl mit dem Statement, man solle sich stets selbst treu bleiben, um glücklich zu sein. In der kurzen Erzählung „Der Besuch“ bewunderte Dieter Vogel seine Nachbarin, die bei einbrechender Nacht den Schatten eines Fremden in ihrem Garten entdeckt, ihn mutig begrüßt und dabei feststellt, dass es sich um einen alten Bekannten handelt. Martje Herzog schilderte frühe Erfahrungen mit mexikanischen Bräuchen mit ihrem damaligen Mann Werner in Mexiko; an der mexikanischen Grenze rettete eine Mutprobe sie vor einer gefährlichen Situation.
Ins Tierreich entführte Boris Schneider seine Zuhörer mit einem Abschnitt aus seinem Fantasy-Roman „Mauszeiten“. In einem U-Bahn-Schacht, der Heimat der Mäuse, ausgelegte Giftköder gegen Ratten töten auch Mäuse, bis diese durch einen Trick die Gefahr besiegen. Mit sprachlich ausgefeilten Gedichten zum Thema Mut bot Carmen Kraus den Anwesenden Hilfe gegen Zukunftsängste. Sie rufen zu Vertrauen auf und stellen den Ängsten das Versprechen „für sonnige Zeiten nach dem Wolkenband“ entgegen.
Emotional belastende Gedanken vertraute Barbara Koopmann den Zuhörern an. Was wird aus ihren in Speyer gefertigten Kunstwerken, die ihr sehr am Herzen liegen: Wird sie so viel Mut finden, sich psychisch stimmig von ihnen zu lösen? In seiner gewohnt bilderreichen Sprache ließ Franz Oberhofer das Thema Angst in einem Gedicht aufleben. Gegen Dunkelheit und Fremdsein ruft es dazu auf, mutig wie mit einem Vogelschlag Ängste zu besiegen und Grenzen zu überschreiten.
Theresa Schermer umfing daraufhin die Zuhörer mit einem sprachlichen Reigen über die Kraft der Liebe. Sie macht frei, öffnet das Herz, erfordert aber den Mut, sich zu ihr zu bekennen. In vergangene Zeiten nahm dagegen Mirlo Verdad das Publikum mit. Auf einer alten Schallplatte eingraviert fand er die Liebe, festgehalten „auf der letzten Rille“. Von einigen ihrer Mutproben, die glimpflich ausgegangen sind, erzählte Tina Vogel. Schmerzliche Wunden, die ärztlich behandelt wurden, ließen sie früh den schmalen Grat zwischen Mutprobe und Dummheit erkennen.
Zum Ende der abwechslungsreichen Lesung gab Boris Schneider die nächste, von ihm moderierte Lesung am 21. Februar bekannt, wenn (sa)tierische Beiträge erwünscht sind.
Barbara Koopmann und Roland Greißl
Foto von Magdalena Salger