Die Rocaille am Revers – 11.11.2011
Gedanken zur Verleihung der Rocaille in Silber an Helmut Glatz und drei weitere engagierte Bürger der Stadt
In der Stadtratssitzung vom 26. September 2011 haben Oberbürgermeister Ingo Lehmann und 3. Bürgermeisterin Sigrid Knollmüller Vorschläge zur Verleihung der Ehrennadel der Stadt unterbreitet: Vier überaus engagierte Bürger sollten auf diese Weise die Rocaille in Silber erhalten. Einstimmig hat der Stadtrat diese angenommen für Anette Böckler, Bernhard Brosch, Hans Dietrich und Helmut Glatz.
Das Landsberger Tagblatt stellte die Ehrennadel „Rocaille“ und ebenso „unseren" Helmut (PDF-Datei [508 KB]
) vor. An alle Mitglieder des Autorenkreises verschickte die Stadt Landsberg Einladungen zu dem Festakt.
Nicht nur für Helmut Glatz, Initiator und bis heute Motor des Landsberger Autorenkreises, kam diese Ehrung überraschend. Er hatte schon seinen wohlverdienten Urlaub gebucht – und würde gar nicht am vorgesehenen Termin 11.11.11 bei der Verleihung anwesend sein können. Auch sein Sohn Thomas, der ebenfalls zum Autorenkreis gehört, befand sich zum angegebenen Termin im Urlaub.
Zudem war die zweite Freie Lesung des Jahres bereits seit Monaten für diesen Abend geplant. In einer Blitzbesprechung entschieden wir, die Freie Lesung um eine Woche zu verschieben und Helmut möglichst zahlreich zu vertreten. Roland Greißl, als einer der Mitbegründer des Autorenkreises, sollte die Rocaille anstelle von Helmut Glatz aus den Händen des Bürgermeisters entgegennehmen.
Und dann kam der große Abend. Allmählich füllte sich der große Raum im dritten Obergeschoss des ehrwürdigen alten Rathauses. Ein Flyer informierte über den Ablauf des Bevorstehenden. Links vor den großen Fenstern stand eine Staffelei mit dem Gemälde einer Landsberger Dachlandschaft in hellen, fröhlichen Farben.
19:30 Uhr. Ein musikalisches Trio – Jeanette Höfer am Fagott, Moritz Schmid und Iris Regele an Klarinetten – spielte Divertimenti von Mozart: pure Lebensfreude! Oberbürgermeister Ingo Lehmann begrüßte die Anwesenden, erklärt die Dominikus-Zimmermann-Rocaille und die vielfältige kulturelle Förderung durch die Stadt Landsberg. Ein weiteres Musikstück trennte seine Rede von den Laudationes.
Den Beginn machte Sigrid Knollmüller mit der Laudatio auf Helmut Glatz. Die Kulturreferentin unserer Stadt fand warme, gefühlvolle Worte für den, der sie hier gar nicht hören konnte. Spätestens als sie seinen gesamten beruflichen und „nebenberuflichen“ Werdegang vor uns aufgerollt hatte, wussten wir: Hier wird nicht nur der Gründer des Autorenkreises geehrt, sondern das Lebenswerk eines künstlerischen und organisatorischen Tausendsassas! Am Schluss ließ sie Helmut Glatz selbst zu Wort kommen, indem sie eine Kostprobe aus einer seiner neuesten Geschichten las – „Der Gesichtsverkäufer“, der in seinem gleichnamigen Buch, aber auch in der neuen Anthologie des Autorenkreises abgedruckt ist.
Nach einer kurzen Pause setzte Frau Knollmüller erneut an und stellte Bernhard Brosch vor, den äußerst engagierten Kirchenmusiker, Chorleiter, Religionslehrer usw. Die meisten von uns hatten ihn bis dato wohl nur als Orgelspieler gekannt, hier lernten wir die zahlreichen Facetten seines Schaffens kennen und wie er sich dazu entwickelt hat, erhielten tiefen Einblick in ein vielseitiges Leben im Dienst für die Menschen.
Gleich im Anschluss sprach Herr Lehmann die Laudationes für zwei Menschen, die er selbst in besonderem Maße kennengelernt hat. Anette Böckler, die in seiner Nachbarschaft wohnende Chorleiterin, die junge Frau, die sich seit Jahren um das musikalische Leben in Landsberg und speziell im dörflich geprägten Stadtteil Erpfting bemüht. Von dem Männergesangsverein, dem sie frischen Schwung verleiht, aber auch von dem Frauenchor, den sie dank eines Zufalls ins Leben gerufen hat. Von dem Kinderchor, den sie inzwischen auch betreut und von den beeindruckenden Auftritten, auch außerhalb der Stadtgrenzen. Von den strahlenden Augen derer, die unter ihrer Anleitung mit Freude Großartiges von sich geben.
Nach einem tiefen Atemzug hält er die Laudatio auf den Freund aus Jugendtagen, Hans Dietrich, der sich vom einst guten Handballer zum guten Stadtmaler entwickelt hat. Mit Carl Spitzwegs Werken vergleicht er seine frühen, akkurat das Gesehene wiedergebenden Pinselstriche und mit Lyonel Feiniger diejenigen von heute, „ein bisschen schräg“, was ihm aber viel besser gefalle. Und schließlich behält Hans Dietrich sein Talent nicht für sich, sondern gibt es in mehrtätigen Malkursen an Interessierte weiter.
Musik! Und unsere Blicke entdecken das Muscheldekor in der Holztäfelung, unsere Gedanken hängen dem soeben Erfahrenen nach. Ja, wir haben wunderbare Menschen in dieser Stadt, die sich, jeder in seiner ganz besonderen Weise, für das Glück der anderen einbringen. Jeder einzelne von ihnen ist es wert, diese Auszeichnung zu erhalten.
Und schließlich ist die Zeit dafür reif: Annette Böckler, Bernhard Brosch und Hans Dietrich steckt der 2. Bürgermeister Norbert Kreuzer die silberne Anstecknadel mit dem schräg verzerrten Muschelkopf gleich ans Revers, Roland Greißl nimmt sie in einer Schatulle für Helmut Glatz entgegen. Alle bekommen eine gerahmte Urkunde der Stadt und die Frauen – Frau Böckler und die Ehefrauen der Geehrten sowie Frau Knollmüller – je einen Blumenstrauß.
Roland Greißl dankt am Pult für Laudatio und Rocaille und liest die mitgebrachten Gedanken von Helmut Glatz „In diesem Augenblick“ (PDF-Datei [12 KB]
) vor, erntet dafür großen Applaus und einen herzhaften Lacher beim Vergleich mit dem „Senf zur Weißwurst“.
Ein letztes beschwingtes Musikstück schließt die Verleihung ab. Man trifft sich danach einen Stock tiefer bei einem liebevoll arrangierten Buffet, plaudert mit den bisherigen Rocaille-Empfängern Wolf-Eckart Lüps und Johannes Skudlik (Christoph Hartmann war nicht anwesend), mit Pfarrer Rainer Hartmann, der wie andere aus der Pfarrei Heilig Engel „ihren“ Organisten begleitet haben. Weitere Vertreter aus dem Stadtrat sind da und noch viele andere, die wir unmöglich alle kennen können.
In einem Grüppchen stehen diejenigen beieinander, die zu Ehren von Helmut Glatz gekommen sind: zwei seiner Kinder und einige seiner „Schäfchen“ aus dem Autorenkreis: Gerwin Degmair, Max Dietz, Renate Exsz, Corinne Haberl, Martje Herzog, Roland Greißl mit Frau Andrea, Carmen B. Kraus und Boris Schneider. Renate entdeckt das Urbild der Rocaille-Nadel im Stuck des Nebenraums und hält es im Bild fest. Corinne fängt Stimmungsbilder der Erschienenen mit ihrer Profi-Kamera ein. Andrea sorgt für weitere fotografische Dokumentationen. Keiner, der nicht ein Bild dieser besonderen Nadel mitnimmt – im Fotoapparat oder in den eigenen Gehirnwindungen. Nein, Geröll ist sie gewiss nicht, damit hat der OB schon recht.
Bei einem gemütlichen Plausch im etwas stilleren Nebenzimmer müssen wir feststellen, dass unserer Gruppe etwas Wesentliches fehlt an diesem Abend: der Kopf der Unternehmung Autorenkreis. Auch wenn er sich selbst nie als „Chef“ sehen will: Er ist nicht nur der Initiator, die zündende Idee dieses bunten Kreises, sondern durch seinen unermüdlichen Einsatz ein wesentlicher Garant dafür, dass der Kreis schon so viele Jahre besteht und seine Grenzen immer weiter steckt.
Dafür danken wir ihm ganz herzlich und gratulieren zu der Ehre, die die Stadt Landsberg ihm in Würdigung dieser seiner Leistungen mit der Verleihung der Rocaille in Silber entgegengebracht hat – und die damit auch einen bescheidenen Widerschein auf ein kleines Häuflein Autoren wirft.
Gleich in der Montagsausgabe berichtet das Landsberger Tagblatt (PDF-Datei [190 KB]
) von den stattgefundenen Ehrungen.
Am 18.11. fand die verschobene Freie Lesung statt. Noch war Helmut Glatz nur in unseren Gedanken anwesend. Er wird sich freuen zu hören, dass gleich fünf neue Autoren den Weg zu uns gewagt haben. Ja, das Herz des Landsberger Autorenkreises schlägt kräftig weiter!
Carmen B. Kraus