Freie Lesung - 18.11.2011
Ein Autor kommt selten allein …
Nicht einen, sondern fünf neue Autoren durfte Moderator Boris Schneider bei der Freien Lesung des Landsberger Autorenkreises begrüßen. Sie lieferten Kostproben ihres Schreibens, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten.
Den Anfang machte Marianne Porsche-Rohrer aus Schongau. Mit ihren äußerst amüsanten, aber sehr lehrreichen lyrischen Heilpflanzen-Rezepten gewann sie das Publikum im Sturm – und vermittelte einen Eindruck von ihrem lustigen Büchlein „Mit Malventee am Kanapee“.
Paul H. Wendland aus Hohenfurch forderte die volle Konzentration des Publikums. Das hohe Niveau seiner Lyrik entfaltete er in mächtigen Sprachbildern wie der „sternenumfunkelten Silberbarke“ (dem Mond) oder der Metapher über Lyrik, die „von unsichtbaren Bäumen reife Gedankenfrüchte pflückt“. Sie entstammen seinem Buch „Ein Wortefinden in der Schule des Lebens“.
Eine amüsante Geschichte über eine lange zurückliegende Autofahrt mit dem bekannten Künstler Bertram Graf († 2001) gab Kurt Bergmaier aus Schondorf zum Besten. Das völlig marode Gefährt forderte bei der Alternative „erfrieren oder vergiftet werden“ geradezu abenteuerliche Kreativität.
Angelika Müller aus Oberbergen erwies sich als Künstlerin in Wort und Bild; ihre Suche nach dem verlorenen Wort beeindruckte die Zuhörer ebenso wie die „Kaskaden in Orange“, die sie bei einem Sonnenuntergang meisterhaft beobachtet hatte.
Adelheid Reßler aus Steingaden wagte eine Hymne auf den Wert von Heimat. In einem eindringlichen, tourismuskritischen Gedicht warnte sie aber auch die Natur (beispielhaft das kolossale San-Bernardino-Massiv), „den Menschen, dieses Ungeheuer,“ nicht zu sehr an sich ranzulassen.
Von den bereits bekannten Autoren unseres Kreises ergänzten Günther Bohn mit seinen süffisanten Aphorismen, Heidi Kjaer mit brillanten Mundart-Gedichten und Klaus Köhler mit Stanzen und einer plattdeutschen Einlage das Spektrum der Lesenden. Carmen B. Kraus fing Parallelen zwischen dem Herbst im Jahreslauf und jenem im Lebenslauf ein, und Klaus Wuchner gab mit einem tiefsinnigen Gedicht zum Thema „Lügen“ Anlass zum Nachdenken. Moderator Boris Schneider rundete mit wunderbaren Bildern über die Hintergründe des Altweibersommers den Abend ab; anschließend konnte er rundum begeisterte Autoren und Gäste verabschieden, viele davon in den Nachbarlandkreis Weilheim-Schongau.
Roland Greißl