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Südlesung Wasser - 21.7.2022

"Die Weisen erfreuen sich am Wasser"

Unter dieses konfuzianische Motto hatte Marianne Porsche-Rohrer, die Moderatorin des Abends, die Südlesung gesetzt. Nur eine kleine Gruppe von Autoren kam im Gasthof „Seerose“ in Welden zusammen, dafür aber eine größere Anzahl an gut gelaunten und interessierten Zuhörerinnen. So wurde es dennoch, insbesondere auch durch die flotte und ideenreiche musikalische Begleitung unserer sehr geschätzten Akkordeonspielerin Gerda Kees aus Schongau, ein beschwingter Abend.

Den Anfang machte Roland Greißl mit der turbulenten Ballade „Fischleins Leid und Fischleins Freud“, bei der ein Angler ins Wasser fällt und daraufhin das Angeln einstellt. Unter dem Titel „Kristallsphären“ schilderte er sehr berührend, wie er als Kind beinahe ertrunken wäre, aber glücklicherweise von seinem Bruder gerettet wurde. Monika Hrastnik schwärmte davon, dass sie beim Schwimmen durch die Wellen, die Sonnenstrahlen und die Stille immer die allerbesten Ideen hat, wohl wissend, dass Wasser sowohl Segen als auch Fluch sein kann. Martje Herzog ist seit 21 Jahren in Welden zu Hause. Sie machte sich in Form eines Rätsels Gedanken um das Wesen des Wassers und stellte fest, dass in uns, um uns und unter uns Wasser ist.

Mit dem Gedicht von Erich Fried „Eine Stunde“, in dem es um Wettrüsten und verhungernde Kinder geht, rüttelte Lore Kienzl die Zuhörer auf. Ihre eigenen beglückenden Gedanken über einen „Sonnigen Tag“ konnten die schweren Gedanken dann wieder etwas zerstreuen. Die Nixe Nanda will in Benno von Rechenbergs Erzählung Mensch werden, um auf Füßen tanzen zu können und trifft auf eine Internatsschülerin, die nachts an den See kommt. Bald leben sie in enger Freundschaft zusammen – und das Echo ihrer Lieder kann man nachts immer noch hören.

„Meeriges“ bot Heidenore Glatz in einem Zyklus von fünf Gedichten, in denen es um Sand, Sonne, Muschelkinder, vergessene Sonnencreme, das „bayerische Meer“, Radfahrer und Perlen im Meer geht. In vier „Wasserwerken“ schilderte Rudi Fichtl den Tagesablauf eines Bademeisters, sinnierte übers Wasserlassen, erzählte von einer korpulenten Ente und dem Erwerb eines Opels, obwohl er lieber einen Porsche gekauft hätte. Gesundheitliche Vorteile des Wassers pries Marianne Porsche-Rohrer in lyrischer Form noch zum Schluss an.

Gar nicht „wässrig“ war die Gesamtbilanz des Abends: Es gab Anspruchsvolles, Humoriges, Zeitkritisches, Dramatisches, Satirisches, Märchenhaftes, Naturwissenschaftliches, Erholsames, Heilsames und Sportliches. Wer könnte da sagen, dass für ihn nichts Passendes dabei gewesen wäre? Mit harmonisch fließenden Weisen von Gerda Kees ging die Lesung zu Ende.

Bericht von Marianne Porsche-Rohrer

Fotos von Andrea Greißl