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Lesung in der Langen Kunstnacht - 19.09.2015

Dritte Anthologie in trockenen Tüchern


Die Lange Kunstnacht ist immer etwas ganz Besonderes, heuer noch mehr als sonst, denn der Landsberger Autorenkreis las erstmals in der Buchhandlung „Weltbild“ und stellte gleichzeitig seine neue Anthologie vor. Frau Schipper und ihr Team begrüßten alle aufs Herzlichste und bewirteten auch die interessierten Zuhörer. Das Kauferinger Kammertrio – Frau Dr. Anna Katharina Freifrau von Schnurbein und das Ehepaar Annegret Fischer-Fey und Michael Fey – begleitete die Lesung fast zwei Stunden lang mit Haydns Sonaten, zur Freude auch der immer zahlreicher hereinströmenden Besucher.

Kunst ist facettenreich, und auch das gedichtete Wort ist Teil von ihr. 31 Autoren sind an dem neuen Band „Zwischen den Toren“ beteiligt, rund die Hälfte las in dieser heimeligen Atmosphäre, oft sogar aus dieser Anthologie. Was aber nicht zwingend vorgegeben war, denn das würde der Philosophie des Landsberger Autorenkreises widersprechen: Maximale Freiheit ist das wesentliche Merkmal dieses Zusammenschlusses, in dem es nur eine lose, zu nichts verpflichtende Mitgliedschaft gibt. Selbst bei der Lesereihenfolge entscheidet meist das Los über die spontane Zusammensetzung, die sich dabei immer wieder als genau richtig entpuppt. So auch an diesem Abend.

Den Buchstabentanz in ihrem Kopf verschenkten sie großzügig an ihre Zuhörer: Renate Exsz, Heidenore Glatz, Helmut Glatz und Thomas Glatz, Corinne Haberl, Lore Kienzl, Carmen B. Kraus, Angelika Müller, Franz Oberhofer, Dr. Boris Schneider, Hans Schütz, Hannelore Warreyn, Paul H. Wendland, Reinhard Wendland und Klaus Wuchner.

Mit Worten hielten die Autoren den Geruch aufgerissener, trockener Erde fest, rollten alte griechische Sagen auf, machten ein neues Fass auf oder philosophierten über die Kunst an sich, ließen die Liebe alles verwandeln, Schnecken duften und Igel Gartenzwerge angreifen, brachten gefiederte Wesen zum Singen und Oktoberfestbesucher zum Tanzen. Sie gaben Tipps zum Dichten, hielten allzu Vergängliches fest und ließen Schmachvolles los, leuchteten aus sich selbst heraus und stiegen hinab in die dunkelsten Abgründe der Gesellschaft. Von liebenswerten Runzeln erzählten sie und von dem Brodeln in Einsteins Küchen, von einer Stadt ohne Groschen und der Illusion von Freiheit, von Schockzustand und Lebensfreude, von unverständlicher Kunst und ebensolchem Leben und von den Gefühlen tief im Innern, die uns leiten. Eine Menge beschwingter Tagträume, magischer Sprüche, quirliger Torheiten und löchriger Meteorolügen brachte ihre Fantasie hervor, sie wob Leichentücher für den Schnee und reflektierte darauf die Ewigkeit, bevor alles in einem roten Ball am Horizont versank …

Schon bald, am Sonntag, dem 27. September, können interessierte Zuhörer wieder die spannende, kritische und emotionale Vielfalt der Autoren erleben. Im Rahmen der Jahresausstellung des Regionalverbandes Bildender Künstler lesen sie mit Lore Kienzl ab 16 Uhr in der Säulenhalle – zum Thema Kunst, inmitten von Kunst: „Freude, schöner Götterfunken“ könnte dann wieder aufkommen. Ganz gewiss sogar, wenn die Autoren das eine oder andere Besuchergesicht aus der Langen Kunstnacht wiedererkennen!

Carmen B. Kraus