Ganz freie Lesung - 25.11.2022
Die Vielfalt der Freiheit entfesselt
Offenbar war die Idee, mal wieder zu einer Lesung ohne Vorgabe eines Themas einzuladen, genau richtig. 14 Autoren und auch einige Zuhörer waren gekommen. Im voll besetzten Café FilmBühne war es richtig gemütlich. Moderator Rudi Fichtl begrüßte die Gäste.
Als erster Autor las Boris Schneider aus seinem in Kooperation mit seiner Tochter Svenja während Corona entstandenen Jugendbuch „Phantomjagd“ über seltsame Ereignisse in einer Polizeistation.
Thomas Glatz bot hingegen Realität pur: Warum gibt es so viele Gedichte über den Herbst und so wenige darüber, dass man aufs Klo muss?
In Martje Herzogs Kindheitsgeschichte stand die Frage im Raum, ob es sinnvoll ist, ein Haustier zu haben, erst recht angesichts der Tatsache, dass bestimmte Tierarten generell zum Schlachten vorgesehen waren.
„Papa, erzähl mal!“, hieß es bei Benno von Rechenberg – und er erzählte davon, wie er als Vierjähriger seine erste Erfahrung mit dem Tod machte, als die steinalte Klothilde starb.
Zu einer Wanderung durch die Nacht lud Lore Kienzl ein und las vom geheimnisvollen Staunen über die Tiere des Waldes und dem vielfältigen Leben unter dem Sternenhimmel.
Ein Hinweis auf Gullivers Reisen gab den Einstieg in Roland Greißls Geschichte, die mit einem Bogen von falsch geköpften Eiern bis zur Größe von Steinschleudern die unglaublich schnelle Eskalation von Konflikten thematisierte.
Gedanken über das Lernen machte sich Monika Sadegor und zog das Fazit, dass es beim Lernen nicht um das reine Hören geht, sondern auch um Fühlen, Denken, Fragen und Hinterfragen.
Gutgemeinte lyrische Ratschläge für erholsamen Schlaf von Marianne Porsche-Rohrer besagen, dass sowohl Handy als auch Laptop und Fernsehapparat im Schlafzimmer tabu sein sollten. Die Frage nach geöffnetem oder geschlossenem Fenster musste unbeantwortet bleiben.
In ihrem Gedicht „Flaute“ breitete Carmen Kraus die Geschäftigkeit eines Tages in verschiedenen Anforderungen aus und wie sich allmählich ein Infekt einschlich, der endlich für heilsame Ruhe sorgte.
„Der neue Weg war nicht mein Ziel“, beteuert Barbara Kopmann, aber ein Mensch gab ihr den Mut zum Weitergehen.
Kunterbuntes von Gerwin Degmair vom Wiedehopf, dem König der Löwen, der möglicherweise ein Rindvieh oder Hund sein könnte, bis zum Partyhecht, Stinktier und Glühwürmchen in der Bierflasche bis zum Esel als krummer Hund – beinahe die gesamte Zoologie kam mit feinsinnigem Humor zur Sprache.
In vielfältigen Wortspielen versank Corinne Haberl mit Richter Ronald über keltischen Knusperkeksen im Drehbuch der Daily Soap.
Dass er das Spinnen an einem Spinnrad gelernt hat, berichtete Klaus Wuchner – und dass das Surren des Spinnrads auch lyrische Impulse gibt, zeigten seine Gedanken über den Frühling und den Herbst.
Moderator Rudi Fichtl richtete in seinem Faktencheck ernsthafte Gedanken an den trüben November und kam zu dem Schluss, dass dieser uns als Monat nicht fehlen würde.
Umso mehr spürten alle Zuhörer, dass so ein Novemberabend unter Gleichgesinnten sehr belebend wirken kann.
Marianne Porsche-Rohrer