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Freie Lesung: ganz frei - 28.7.2017

Lesen in absoluter Freiheit


„Freie Lesung symbolisiert Freiheit.“ Diese Freiheit hatte die Moderatorin Theresa Schermer für die Themen-freie Lesung am 28. Juli im Café FilmBühne ausgewählt und damit offenbar ins Schwarze getroffen. 15 Autoren fühlten sich angesprochen und hatten so viel Lesestoff im Gepäck, dass eine zweite Leserunde angehängt werden musste, um alles zu Gehör zu bringen.

Den Anfang machte Klaus Wuchner, der die Erinnerungen an das goldene Haar einer schönen Frau beschrieb. In Hannelore Warreyns geheimnisvollem Märchen ging es dann um eine Kuhherde, die plötzlich keine Milch mehr gab. „Das kloanste Gedicht“ von Helmut Glatz lautete: X – sonst nix. Und so wies er auch auf „Einprägungen“, das neu erschienene Buch von Joachim Giebelhausen, hin.

In die Gefühlswelt zweier alter Damen auf der Innpromenade in Passau versetzte sich sehr gekonnt Monika Sadegor mit Einblicken in die „guade oide Zeit“. Gabriele Gerlach machte aus Wortklaubereien Gedanken und verlor diese auch wieder, wobei sich der Braunbär und die Eisbärin eher weniger Gedanken über ihr junges Zebrabärchen machten. Als Biberexpertin schwelgte Sabine Smolik-Pfeiffer vom Leben am Bach. Sandro Wirth schwelgte ebenfalls, aber in Kindheitserinnerungen.

Einen Nachtrag zum Südlesungsthema „Lachen“ bot Carmen B. Kraus und wälzte zudem das schwierige Problem, wie sie wohl ihre im Urlaub gewonnene Energie sinnvoll nutzen könnte. Heilsame und gut gemeinte Ratschläge aus ihrer Wortapotheke gab es bei Heidenore Glatz. Und amüsant philosophierte Boris Schneider über die Probleme, die das Familienleben mit sich bringt.

Die Heimatverbundenheit von Max Dietz zeigte sich in der Erzählung vom Landsberger Lechstrand am Inselbad. Ein fränkisches Gedicht von Fred Fraas über Glaube, Liebe und Volkstümlichkeit ließ die Zuhörer schmunzeln. Richtig spannend wurde es bei Martje Herzog, die auf einer Schottlandreise beinahe ihre neue Einhandrute, die sie zum Auspendeln benötigte, eingebüßt hätte. Den hohen Wert der Gastfreundschaft rühmte Marianne Porsche-Rohrer, während Monika Hrastniks Raupe Emil im Puppentraum versank.

In einer zweiten Runde kam nochmals Sandro Wirth mit eindringlichen Gedichten zu Wort und Sabine Smolik-Pfeiffer mit einer Oma, die so gern 100 werden wollte; die Familie bat sie jedoch, sich an das Durchschnittsalter zu halten. Der Abend bot eine gute Mischung aus besinnlichen und heiteren Texten. Mit der charmant-lässigen Moderation von Theresa Schermer wurde er perfekt abgerundet. Es wäre schade gewesen, nicht dabei gewesen zu sein.

Marianne Porsche-Rohrer