Freie Lesung - 10.1.2014
Unveröffentlichtes lesen
Mut und Freude hatte der souverän agierende Moderator Klaus Wuchner von den lesenden Autoren gefordert. So war zur Einstimmung bei den gereimten Aphorismen von Max Dietz erst einmal mutig Zuhören gefordert. Beim zweiten Leser, Klaus Köhler, durfte man dann schmunzeln, er ließ seinen Knaben Bendix mit Schwester Erika Unterschiedliches erkunden und eine Uferschwalbe von einer Zecke befreien.
Anschließend trug Monika Bayerle mit Emphase zwei Gedichte von Andrea Mair vor, eine „Winterwanderung“ und das „Elend“ der Konsumtion beschreibend. Zwischen diesem Elend bewegte sich auch Thomas Glatz während seiner Suche nach Sigi Sommer und dem Heiligen „Onuphrius“ in Münchens Fußgängerzone.
Davon weit entfernt in den Drakensbergen erlebte der Elefant „Chocolate“ aus Waltraud Niedobas Kinderroman ein weiteres Abenteuer. Noch abenteuerlicher war für Joachim Giebelhausen unser aller sechsspurige Fahrt in den Kollaps, welche die Besteuerung der Atemluft und die Bestrafung von CO2-Ausstoß zur Folge haben werde.
Aus „30 Briefe an X“ las Franz Oberhofer deren drei, und der Zuhörer musste sich in der folgenden Pause nachsinnend fragen, ob er wohl jemals über die Wasser schreiten könne, wenn doch der Lack ab ist.
Da entzündete Hannelore Warreyn „Ein Licht“ in der Dunkelheit und zog „Bilanz“: „Nichts ist, wie es war, nichts war, wie es ist!“ Wie es war, schilderte Paul Wendland in seinen Erinnerungen an Nachkriegsdeutschland: „Als ich den Vater das letzte Mal sah…“.
Sein Sohn Reinhard Wendland erkannte gleich im Anschluss die Botschaft im Klang der Sprache. Gewohnt wohlklingend enthüllte Carmen B. Kraus in zwei Gedichten das flaumige Kissen des Tages als Gegendruck für die nächtlichen Alpträume.
Abschließend bewegte sich Helmut Glatz wirklich traumhaft sicher auf dem Autorenpfad im Nirgendwo, wo Wünschelbär und Autorenzwerge (wen meint er?) zur Handlung in Irgendwo verhelfen. Welch ein Glück für ihn, den Autorenkreis als rettenden Hafen im Hintergrund zu wissen!
Den ganzen Abend wurde also wieder einmal exemplarisch aufgezeigt, wie sprachlich und gedanklich scheinbar weit Entferntes sich doch nah zusammenfügen lässt. Zusammenfinden ist ja auch der Sinn solcher Veranstaltungen.
Max Dietz