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Faschingslesung in Landsberg - 3.2.2012

Mit Schirm, Charme und Millionen

„Mit Schirm, Charme und Millionen“ hieß das Motto der diesjährigen Faschingslesung des Landsberger Autorenkreises im vollbesetzten Gastzimmer des Restaurants „Siebentisch“. Und alle diese Attribute hatte Moderator Roland Greißl auch mitgebracht.

Doch stellte sich bald heraus, dass der bunte Schirm durchlöchert, die angehefteten Millionenscheine falsch und die charmanten Schmeicheleien der Anlageberater nur hinterhältige Werbeaktionen waren. Auch sonst ging einiges bei dieser Veranstaltung nicht mit rechten Dingen zu. Aber der (ausgelosten) Reihenfolge nach:

Roland Greißl stieg gleich mit einem kritisch-ironischen Dialog (unterstützt von Dialogpartner Helmut Glatz) in die aktuelle Landsberger Derivat-Affäre ein.
Gerhard Werthan, ein Neuling im Kreis, schilderte die Nachkriegs-Schelmenstreiche des Tenors und Bierkutschers Schorsch in einem kleinen Lechrainer Dorf.
„Ölscheich“ Renate Exsz klagte in ihrem traurig-heiteren Gedicht: „Die Millionen sind weg“.
Gerwin Degmair beschäftigte sich in seinen charmanten Gutenachtgedichten mit dem unerschöpflichen Thema „der unbekannte Mann – die noch unerklärlichere Frau“.
Auf sanften Pfoten, aber voll tiefer, philosophischer Weisheit kamen die formvollendeten Reimgedichte von Paul Wendland aus Hohenfurch daher.
Martje Herzog nahm die Börsensprache wörtlich und brachte eine waschechte Bank nebst Rettungsschirm gegen Heuschrecken und Rattenagenturen in Stellung.
Günther Bohn forderte den Verstand der Zuhörer mit seinen Purzelbaum-Rategedichten heraus.
Maria Schütze-Bergengruen las einen Brief ihres berühmten Vaters Werner Bergengruen an eine Verehrerin (aus dem Buch „Des Knaben Pluderhosen“).
Nach der Pause setzte sich der Lesereigen vehement fort:
Boris Schneider schilderte, wie sich der Weihnachtsmann verzockte und schließlich Insolvenz anmelden musste.
Joachim Giebelhausen brachte eine kurzgefasste, aber umso verrücktere Kulturgeschichte des Hundes, von Cleopatras Chihuahua bis zu Karl Valentins Zwergpinscher.
Helmut Glatz ließ die Bremer Stadtmusikanten wieder auferstehen, um Börsenmakler, Bankenvorstände und andere „Bösewichte“ zu vertreiben.
Kurt Bergmaier aus Utting verriet, wie sich der bekannte Maler Bertram Graf statt in einer Faschingsgesellschaft in einem Hühnerstall wiederfand.
Marianne Porsche-Rohrer aus Schongau kehrte mit ihrem Gedicht „Homo politicus“ zur aktuellen Tagespolitik zurück: „Man muss sich nur Freunde suchen, die die Kohlen flott verbuchen.“
Und zu guter Letzt Adelheid Reßler, die als Bänkelsänger verkleidet zur Harmonikamusik lustige Gstanzln zum Besten gab.

Fazit: Ein amüsanter Faschingsabend mit einem vielfältigen und reichhaltigen literarischen Büffet – vom tiefsinnigen, heiter-weisen Gedicht bis zur aktuellen kritisch-politischen Glosse –, bei dem jeder finden konnte, was ihm schmeckte.

Helmut Glatz